SSD – Solid State Disks & Daten retten

Der Solid State Disk (SSD – übersetzt „Festkörper Platte“, auch Solid State Drive, übersetzt „Festkörper Laufwerk“) gehört voraussichtlich die Zukunft als Speichermedium in einigen Bereichen, bzw. der Übergang von der Festplatten-Nutzung hin zu SSD Speichern findet (2009) gerade statt.

Natürlich ist es in diesem Zusammenhang für uns als Datenretter existenziell wichtig, die Hintergründe & Möglichkeiten für das Daten retten & Wiederherstellen von SSD Daten zu hinterfragen.

Gelesen hat man über SSD inzwischen schon öfter, die wenigsten Endverbraucher haben sich bisher allerdings mit den Chancen/Risiken dieser Flash-Speicher auseinander gesetzt.

Erst einmal die gute Nachricht in Bezug auf Datenrettung: SSDs sind schockresistent (da keine beweglichen Teile vorhanden sind), d.h. Schäden oder Datenverluste wie bei Festplatten durch Erschütterung oder Sturz (natürlich nicht, wenn Sie Ihre SSD von einem Hochhaus werfen ;-)) sind ausgeschlossen. Ein Headcrash ist unmöglich, da schlicht kein Schreib/Lesekopf wie bei herkömmlichen Festplatten existiert.

Zudem sind Flash Speicherbausteine unabhängig von Stromquellen, wenn es um das dauerhafte Beibehalten des Speicherinhaltes geht. Hersteller geben hier bis zu 10 Jahre an – im Vergleich dazu kann dies bei Festplatten nicht garantiert werden, da die Magnetisierung der Speicherschicht mit der Zeit nachlässt.

Die schlechte News im Bezug auf dieses neue Speichermedium ist, dass Solid State Disks nach einigen Jahren nicht mehr beschreibbar sind!

Grundsätzlich gleichen diese neuen Datenträger hinsichtlich der Möglichkeiten zur Datenrettung anderen Flash-Speichern wie z.B. SD Karten, CF-Karten oder USB-Sticks. Am Ähnlichsten sind die neuen Speicher B-Sticks, da diese auch aus einem Flash Speicher in Kombination mit einem Controller bestehen. Die Unterschiede liegen bei den Flash-Speichertechniken allerdings im Detail.

Das größte Problem bei dem Versuch Daten von einer defekten SSD zu retten besteht darin, dass beinahe jeder Hersteller bei der Programmierung der Controller (quasi die Steuereinheit des Flash-Speichers) seinen eigenen Weg geht. Diese Controller bei einem Defekt zu emulieren, um die verlorenen Daten erkennen und zuordnen zu können, wird die zukünftige Herausforderung für professionelle Datenretter.

Dies ist heute schon nur noch mit entsprechend professionellem Software/Hardware Equipment umsetzbar, da die Controller & Speicherchips, bei nicht Software-seitig lösbaren Datenverlusten, ausgelötet werden müssen und anschließend nur in entsprechenden komplexen Tools ausgewertet können.

Hierbei befindet man sich als Datenretter quasi in einer dauerhaften Betatest-Phase, da die Eigene oder Drittanbieter Software kontinuierlich weiter entwickelt werden muss, um die Vielfalt der Controller erfolgreich auslesen zu können.

Der größte Unterschied zwischen den momentan zum Einsatz kommenden verschiedenen Flashspeicher-Typen ist der Aufbau der Zellarchitektur. Dieser Aufbau ist entscheidend für Speichervolumen, Tempo, Preis und Lebensdauer einer SSD!

Es konkurrieren momentan zwei Flash-Architekturen auf dem Speichermarkt:

  • SLC = Single Level Cell, übersetzt etwa Ein-Ebenen Zelle Bei der SLC-SSD wird jede Zelle nur mit einem Bit beschrieben. Dies ermöglicht ein bis zu dreifaches Tempo gegenüber MLC und hat neben dem deutlich höheren Preis (bzw. geringerem Speichervolumen) auch eine höhere Lebenserwartung.
  • MLC = Multi Level Cell, übersetzt etwa Mehr-Ebenen Zelle Bei der MLC-SSD wird jede Zelle mit mehreren Bits beschrieben. Hieraus resultiert ein langsameres Tempo, ein geringerer Preis und eine gegenüber SLC geringere Lebensdauer.

Neben der grundlegenden Flash-Architektur ist der Controller einer SSD entscheidend für das Tempo des Speichers. Neben der möglichst effektiven Verteilung von Schreib- & Lese-Vorgängen per Native Command Queuing (NCQ, übersetzt etwa „natürliche Befehlsaufreihung“) setzen einige Hersteller auch auf zusätzliches Caching um hohe Datenraten zu erreichen.

Bei Flashspeichern ist der kritische Knackpunkt das Schreiben von Daten. Hierbei muss immer erst eine Zelle (bzw. dafür der gesamte Zellblock) gelöscht werden, bevor darauf erneut geschrieben werden kann. Hierbei entsteht Verschleiß, da die Kontakte durch den Controller kurzzeitig unter sehr hohe Spannung gesetzt werden.

Dies erklärt zum Einen, warum das Schreiben auf SSDs deutlich länger dauert als das Lesen, bzw. eben auch, warum Schreibvorgänge auf einer SSD irgendwann gar nicht mehr möglich sind. Um den Zeitpunkt der Nichtbeschreibbarkeit möglichst lange hinaus zu zögern, senden viele Hersteller auf das sogenannte Wear Levelling (möglichst gleichmäßige Verteilung der Schreibvorgänge, Erkennung defekter Blöcke & Aussortieren), ergänzt durch sogenannte Ersatzzellen (Flash-Blöcke auf Vorrat), welche bei Ausfällen aktiviert werden.

Pro SSD:

  • geringes Gewicht
  • geringer Stromverbrauch
  • kaum Abwärme
  • Schockresistent
  • keine Geräuschentwicklung wie bei Festplatten
  • zumindest theoretisch schneller als Festplatten oder USB Sticks

Contra SSD

  • Sie sind sehr teuer – selbst die billigsten SSD-Modelle (5-9 Euro pro GB) sind umgerechnet pro GB um ein Vielfaches teurer als HDs. (20-30 Cent pro GB)
  • momentan (Stand 2009) verbauen viele Hersteller billige Chips & langsame Controller in ihren SSDs, daher sind diese oft sogar langsamer als Festplatten
  • Speichervolumen im Vergleich (noch) sehr gering – max. Speichergröße momentan 512 GB (aktuell etwa 2500 ? ;-)), bei Festplatten inzwischen 1,5 Terrabyte (aktuell unter 100 ?)!
  • Hersteller von Flash Speichern garantieren je nach Qualität & Aufbau der Zelle nur etwa 100.000 bis 5 Mio Schreibvorgänge. Nach dieser Nutzungsdauer ist die SSD nur noch lesbar!

Pro-Daten Fazit:

Die SSD hat das Potential die Festplatte mittelfristig als Haupt-Speichermedium abzulösen, wenn die Entwicklung im bisherigen Tempo weiter geht.

Was das Retten verlorener Daten angeht, entspricht das Verfahren weitgehend dem von USB-Sticks. Das Hauptproblem ist aus unserer Sicht die Vielfalt der auf dem Markt existierenden Controller! Diese machen eine erfolgreiche Datenrettung momentan noch zum Glücksspiel (es kommen teils international unterschiedliche Controller bei gleichen SSD-Modellen zum Einsatz), bzw. fordert zwingend kontinuierlichen Entwicklungsaufwand von Software und Hardware.

Wir können bei diesem frühen Entwicklungsstand bereits sehr viele Daten von SSD retten – bis Ihre in 2009 neue SSD nach vielleicht 3-5 Jahren evtl. „den Geist aufgibt“, werden wir den Großteil Ihrer verlorenen Daten wiederherstellen können! Ergo: wenn Sie über das momentan noch nötige Kleingeld verfügen, um sich eine gute SLC-SSD leisten zu können, ist die Datensicherheit (d.h. die Möglichkeiten einer erfolgreichen Datenrettung) ähnlich hoch wie bei Festplatten zu bewerten.



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